Oldtimer restaurieren als Wohnungsmieter

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Oldtimer in der Wohnung restaurieren
Oldtimer restaurieren als Wohnungsmieter

Lösungen für diese schwierige Kombination aus Hobby und Lebensumständen gibt es. Egal ob es alte LKW sind, PKW, Motorräder oder sogar Exoten wie Militärfahrzeuge oder Rennsportgerät: Wer sich auf das Steckenpferd Altfahrzeugrestaurierung schwingt, wird rasch feststellen, ein sehr platzintensives Hobby gewählt zu haben.

Das Fahrzeug selbst samt etwas Raum ringsherum, um daran werkeln zu können. Dann die Verschleiß- und Ersatzteile, die man als Oldie-Fan meist nach dem Motto beschaffen muss „Kaufen, wenn vorhanden, nicht erst dann, wenn wirklich notwendig“. Dazu Fläche, um unterschiedlichste Werkzeuge und Maschinen unterbringen zu können. Vom Platz, um wenigstens eine kleine Werkbank aufstellen zu können, ganz zu schweigen.

Selbst Besitzer von Haus, Hof und Garage finden sich daher oft in Situationen wieder, in denen verschiedene Dinge, die normalerweise auch in der Garage untergebracht sind, ausgelagert werden müssen. Ungleich schwerer hat es die Bevölkerungsmehrheit: Über 53 Prozent der Deutschen leben zur Miete. Die meisten in Wohnungen, vielfach bestenfalls mit Freiluft-Anwohnerstellplatz. Ist Fahrzeugrestaurierung für diese Menschen unmöglich? Ganz klares Nein – lediglich etwas komplexer und mit den folgenden Tipps stets zu beherrschen.

Das Wichtigste für Dich in Kürze:

  • Wohnungsmieter müssen die Bausteine der Auto-Restaurierung besser aufteilen 
  • Für fast alles lassen sich wohnungsnahe Lager- und Arbeitsorte anmieten 
  • Wenig laute Arbeiten können durchaus zuhause durchgeführt werden
  • Oft kann es helfen, sich zu Schraubergemeinschaften zusammenzutun 

1. Unproblematische Dinge in der Wohnung verrichten

Es mag vielleicht auf den ersten Blick etwas seltsam klingen. Mitunter muss auch ein kritischer Partner überzeugt werden. Aber tatsächlich gibt es rings um die Autorestaurierung eine Menge Arbeiten, die weder laut sind noch stark schmutzen und im Prinzip wenig mehr als einen Tisch und viel Licht benötigen.

Ob man beispielsweise auf einem mit Kunststoffplane ausgelegten Küchentisch einen frisch geplanten (also sauberen) Zylinderkopf wieder mit allen Anbauteilen bestücken möchte, sei dahingestellt. Möglich wäre es aber zweifellos ohne Dreck und Lärm.

Bei Dingen wie dem Zusammensetzen eines neuen Kabelbaumes, dem Aufpolstern alter Sitze oder dem händischen Reinigen von Kleinteilen im Ultraschallbad dürften wohl nicht einmal die kritischsten Mitbewohner etwas sagen. Und: Ob nun in den Schubern unter dem Bett lediglich Wintersachen und Bettzeug lagern, oder vielleicht einige Dichtungssets und Reparaturbleche, ist bloß eine Einstellungsfrage.

Zusammengefasst: Selbst unter Einbeziehung von limitierten Platzverhältnissen und nötiger Zurückhaltung in Sachen Lärm und Schmutz (insbesondere Staub) ist in der Wohnung überraschend vieles möglich. Man muss nur willens sein und etwas Vorsicht walten lassen.

2. Garage anmieten

Selbst wohlmeinende Vermieter werden es kaum akzeptieren, wenn in der zum Mehrparteienhaus gehörigen Tiefgarage ein halbzerlegter Land Rover steht, der zudem für jeden Handschlag vom Besitzer per Anhänger verlegt werden muss. Und was das Straßenparken anbelangt, ist die StVO eindeutig: Erlaubt nur für zugelassene und betriebsfähige Fahrzeuge. 

Wer Wohnungsmieter ist, wird deshalb kaum umhinkommen, wenigstens für das Fahrzeug selbst oder die Ersatzteile nochmals zum Mieter zu werden. Mindestens eine Normgarage muss es sein – wobei die eigentlich für alles oberhalb von Motorrädern zu eng ist, um darin am Fahrzeug arbeiten zu können.

Weitere Merkmale:

  • Gut von zuhause oder dem Arbeitsplatz aus zu erreichen.
  • Unbedingt gut belüftet – wegen der Rostgefahr.
  • Problemlos für ein Auto mit Anhänger zugänglich.
  • Mit wenigstens einem elektrischen Anschluss versehen.

Letzteres gilt zumindest dann, wenn die Garage für das Fahrzeug gedacht ist und dort zumindest kleinere Arbeiten verrichtet werden sollen. Wenn es darauf nicht ankommt, dann wäre es eine Option, über eine modernere Unterbringungsmöglichkeit in Form von Selfstorage-Lagern nachzudenken. Darin ist alles dauerhaft überwacht und per Fahrzeug zugänglich. Wichtig nicht zuletzt, wenn schwergewichtige Dinge wie Motor und Getriebe ein- und ausgelagert werden sollen.

Motor zerlegen

3. Größeres Werkzeug und Maschinen auslagern

Mancher Wohnungsmieter kann vielleicht mit einer Kombination aus Garage und „Heimarbeit“ eine Menge am Auto erledigen. Fast immer wird es jedoch dort kritisch, wo es um größere/schwerere Werkzeuge und Maschinen zwischen hydraulischer Lagerpresse und Schutzgasschweißgerät geht.

Wer solche Sachen keinesfalls situationsabhängig mieten oder leihen kann, sollte ein weiteres Mal über das Thema Selfstorage nachdenken. Denn hierbei gibt es ebenso spezialisierte Lösungen für Werkzeuge. Diese sind nicht nur für Profis gedacht, sondern können u.a. dank Klimatisierung ebenso dem ambitionierten Hobby-Fahrzeugrestaurateur wertvolle Dienste leisten. Vor allem bleibt der limitierte Arbeitsraum davon verschont, allzu sehr zugestellt zu werden.

4. Kleinen Werkstattraum dauerhaft anmieten

Eines steht fest: Bis auf die selbsttragende Karosserie oder einen etwaigen Leiterrahmen lässt sich absolut jedes Fahrzeug in vergleichsweise kompakte Teile zerlegen. Und gerade bei einer Total-Restauration ist weniger kaum möglich, weil einfach sämtliche Baugruppen zumindest entrostet und frisch lackiert werden müssen.

Das bedeutet für selbstschraubende Oldtimer-Fans vor allem, dass es für eine ganze Menge Arbeiten nicht wirklich nötig ist, am Fahrzeug selbst werkeln zu können. Diesbezüglich ist lediglich ein Ort nötig, um alles komplett zu zerlegen und später wieder zusammensetzen zu können (mehr dazu weiter unten bei den Mietgaragen).

Für alles, was zwischen neuen Synchronringen im Getriebe und aufbereiteten Chromstoßstangen anfällt, ist definitiv keine Werkstatt nötig, die ein ganzes Auto aufnehmen kann. Tatsächlich genügen dafür schon Räume mit höherer einstelliger Quadratmeterzahl, wenn man darin vernünftig arbeiten kann – Stichworte Bewegungsfreiheit, Stromversorgung und Lautstärke.

Unter der Prämisse gibt es nicht zuletzt auf den Kleinanzeigenportalen eine ganze Menge Werkstattraum zu mieten und zu kaufen. Teils in aufgegebenen Handwerksfirmen, teils von Privatleuten angeboten. Immer jedoch sind es Orte, die man dauerhaft auf sich registriert und deshalb weitgehend frei benutzen kann.

Tipp: Ein guter Oldtimer-Schrauber nutzt für sowas auch immer seine Kontakte in die Szene und zu szenetypischen Werkstätten, sofern vorhanden.

 

Apropos:

5. Dinge gemeinsam anschaffen bzw. mieten

Es gibt nur wenige Hobbies, die in Sachen Werkzeugbedarf so ausufernd sind wie Fahrzeugrestaurierungen. Dabei reden wir nicht einmal von hersteller- oder modellspezifischem Spezialwerkzeug, sondern allem Möglichen zwischen ¼-Zoll-Mikro-Spezialratsche für engste Stellen, Reifenmontiergerät und 300-Tonnen-Hydraulikpresse für Radlager, Fahrwerksbuchsen und Co.

Vieles davon ist spätestens bei einer Vollrestauration unbedingt nötig, wird aber eher selten gebraucht. Das erstreckt sich überdies nicht nur auf klassische Werkzeuge, sondern kann ebenso Dinge wie einen Arbeitsplatz mit Hebebühne oder einen Werkstatttester für Zündung und andere Elektroteile beinhalten.

Sowieso sind die wenigsten Altfahrzeugbesitzer Einzelgänger. Und mangels Oldie-erfahrener Werkstätten sind zudem viele ihre eigenen Mechaniker. Definitiv bietet es sich deshalb an, sich gerade bei den kostspieligeren Dingen zusammenzutun.

Das ist letztlich nur eine Frage von gutem Willen und einer absolut wasserdichten Vertragsgestaltung, damit Rechte und Pflichten glasklar geklärt und verteilt werden. Letzten Endes wäre damit sogar ein Traum sehr vieler Oldtimer-Restaurateure greifbar: Eine gemeinsam gemietete oder sogar gekaufte, vollständig ausgestattete alte Autowerkstatt, die jederzeit nutzbar ist.

Motor zerlegen

6. Auf Mietwerkstätten setzen

Dieser Tipp ist definitiv nicht nur für Wohnungsmieter sinnvoll. Denn auch die typischen Einfamilienhausbesitzer haben nicht immer alles zuhause, um wirklich jeden Job dort erledigen zu können. Beispielsweise sind eher wenige private Garagen hoch genug, um darin eine PKW-Hebebühne zu installieren und damit den Wagen tatsächlich über Kopfhöhe anzuheben.

Miet- oder Selbstschrauberwerkstätten sind genau das: Vollständig ausgestattete Fahrzeugwerkstätten, in denen man die Arbeitsplätze (und meistens noch Werkzeuge oder Maschinen) stundenweise mieten kann. Gute Ratschläge und Gespräche gibt’s meist kostenlos dazu.

Solche Orte sind vor allem für Aufgaben interessant, die beim besten Willen ein professionelles Umfeld benötigen, um wirklich gut zu werden. Etwa eine anständig beheizte und beleuchtete Lackierkabine mit Filtern und einer garantiert wasserfreien Druckluft. Oder eben ein Ort, der dank Platz und Hebebühne eine Totalzerlegung erlaubt, damit die Einzelteile abtransportiert und woanders bearbeitet werden können.

Doch Vorsicht: Solche Werkstätten haben nüchtern kalkulierte Sätze. Insbesondere dort, wo nach Zeit abgerechnet wird, ist vorher eine genaue Planung nötig, damit alles beim ersten Anlauf sitzt. Sie sind nicht gut dafür geeignet, bei unklaren Schadensbildern auf Verdacht auszubauen und auszutauschen.

Stets sollte es außerdem einen „Plan B“ geben, um ein störrisches Corpus Delicti aus der Werkstatt abtransportieren zu können, bevor es dort womöglich durch eine zwangsweise Übernachtung ungeplant horrende Kosten verursacht.

7. Verkaufen und limitieren

Ja, es ist bekannt, dass alte Fahrzeuge Rudeltiere sind. Kaum jemand, der all die Ausgaben tätigt und sich so viel Wissen aneignet, hört mit diesem Hobby auf, sobald sein erster Oldtimer die strenge Abnahme für das H-Kennzeichen bestanden hat. Wer allerdings Mieter ist und deshalb zuhause nicht beliebig schalten, walten und umräumen kann, sollte sich dennoch fragen, wie umfassend er das Hobby betreiben will.

Ein Hauseigentümer mit Doppelgarage, Carport und offenem Hofstellplatz davor kann es sich problemlos leisten, neben dem Alltagswagen noch zwei fertige Oldies zu besitzen und noch ein laufendes Projekt dazu. Die wenigsten Wohnungsmieter können da annähernd mithalten.
Für diese Personen ist es deshalb eine Überlegung wert, schrittweise vorzugehen. Das bedeutet vor allem eine insgesamt reduzierte Sammelleidenschaft und das regelmäßige Veräußern von Teilen und Werkzeugen, die wirklich nicht absehbar benötigt werden. Irgendwer wird sich sicher freuen – denn Oldtimer-Fans gibt es mehr als genug hierzulande.

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