1,65 Millionen – so viele Fahranfänger registrierte das KBA (Kraftfahrtbundesamt) im Januar 2018.
Wer die Fahrprüfung abgelegt hat, bekommt den Führerschein zuerst auf Probe. Und die Probezeit von zwei Jahren ist durchaus mit dem einen oder anderen Stolperstein gepflastert. Wie lässt es sich sonst erklären, dass ein Teil der Fahranfänger (pro Jahr etwa 20.000) ihren Führerschein innerhalb der Probezeit wieder abgeben müssen?
Verantwortlich hierfür ist ein Fehlverhalten im Straßenverkehr. Situationen, in denen es dazu kommt, sind ganz unterschiedlich. Ein Teil der Führerscheinneulinge überschätzt sich und die eigenen Fähigkeiten – und ist zu schnell unterwegs. Andere Fahranfänger nehmen es auf der Autobahn nicht ganz so genau mit dem Abstand. Die Devise Tachoanzeige durch 2 liegt schon lange „bei den Akten“. Und wieder andere Führerscheinneulinge haben vielleicht doch mal etwas zu tief ins Glas geschaut. Mitunter ist es auch einfach eine Ablenkung, welche zu Unfällen oder Verkehrsdelikten führt.
Der Technik-Check
Moderne Pkw sind nichts mehr für Bastler. Trotzdem sollte ein gewisses technisches Grundverständnis vorhanden sein. Fahranfängern ist zu empfehlen, das Auto vor der Abfahrt regelmäßig zu checken. Funktionieren die Lichter (Blinker, Bremse usw.) einwandfrei? Ist der Ölstand optimal oder macht sich die Kühlflüssigkeit bemerkbar?
Wer sein Auto (oder das der Eltern) im Auge behält, kann nicht jeden Defekt vorhersehen. Allerdings verringert sich mit einem regelmäßigen Technik- und Reifencheck die Gefahr für unwillkommene Ablenkungen beim Autofahren.
Vorausschauendes Fahren: Nicht nur wörtlich nehmen
Zu den Herausforderungen im Straßenverkehr gehört für Fahranfänger das vorausschauende Fahren. In der Fahrschule eine geflügelte Phrase, ist vorausschauendes Fahren in der Praxis alles andere als einfach. Beispiel: Wörtlich genommen, führt vorausschauendes Fahren schnell zu Fehlern – wenn Anfänger an der Stoßstange vorausfahrender Verkehrsteilnehmer mit den Augen kleben.
Vorausschauend im Straßenverkehr unterwegs sein zielt darauf ab, die Situation jede Sekunde im Auge zu haben. Das Ziel: Autofahrer sollen mögliche Gefahrensituationen frühzeitig erkennen – und handeln – können.
Vorausschauendes Fahren in der Praxis
Wie sieht vorausschauendes Fahren in der Praxis aus? Generell spielt der direkt vorausfahrende Verkehrsteilnehmer eine zentrale Rolle. Aber: Autofahrer behalten im Auge, was drei bis vier Autos weiter vorn vor sich geht. Und der Blick geht nicht nur nach vorn. Mögliche Gefahrensituationen können auch durch die hinteren Verkehrsteilnehmer entstehen. Dabei geht es nicht nur um Drängler.
Gerade in den Sommermonaten sind Zweiradfahrer – sprich Motorradfahrer – auf den Straßen unterwegs. Und diese drohen immer wieder übersehen zu werden. Was kann passieren? Überholt ein Fahranfänger ohne Blick in den Rückspiegel oder den Schulterblick auf der Autobahn, kann es im schlimmsten Fall zu einem Zusammenstoß kommen. Und die Folgen solcher Unfälle können tödlich enden – wie Daten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) zeigen.
Grundsätzlich gehört zum vorausschauenden Fahren:
- Blickkontrolle des vorausfahrenden Verkehrs
- Schulterblick
- Abstand halten
Gerade letzterer Aspekt droht auf der Autobahn oder im Stadtverkehr immer wieder „unter die Räder“ zu kommen. Fahranfänger dürfen – wenn sich Drängler im Rückspiegel bemerkbar machen – nicht unruhig werden und überhastet reagieren.
Und natürlich muss selbst auf ausreichenden Abstand geachtet werden. Dies betrifft nicht nur die Faustregel des halben Tachowerts. Gerade wenn in der Stadt sich Radfahrer und Autofahrer Fahrbahnen teilen, ist Abstand (mindestens 1,5 Meter) wichtig.
Unfall - was tun?
Unfälle passieren immer wieder. Meistens bleibt es – wie etwa die Zahlen des ADAC zeigen – bei Blechschäden. Verkehrsunfälle mit Schwerverletzen haben sich in den vergangenen Jahren zum Glück verringert. Trotzdem: Jeder Fahranfänger muss wissen, worauf es ankommt.
Selbst wenn auf dem Parkplatz des Supermarkts ein Autospiegel abgefahren wird – einfach einsteigen und weiterfahren geht nicht. Fahrerflucht gehört zu jenen Delikten, bei denen gegenüber Anfängern die Daumenschrauben schnell eng angezogen werden.
Wie lange am Unfallort warten?
Ein Rempler auf dem Parkplatz hinterlässt Schrammen. Einfach einen Zettel hinter den Scheibenwischer klemmen reicht nicht. Generell muss der Verursacher eine angemessene Zeitspanne abwarten. Diese kann bis zu einer Stunde betragen – etwa am Supermarkt. In Nachtstunden ist es meist schwierig, den Halter anzutreffen. Generell ist ratsam, immer die Polizei zu verständigen. Diese kann weiterhelfen – etwa durch die Aufnahme des Unfalls oder Ähnliches. Wer sich nicht sicher ist, sollte die Ordnungshüter in jedem Fall zur Unfallstelle rufen.
Tipp: Jeder Fahranfänger sollte einen Vordruck für den Unfallbericht im Auto mitführen. Hierbei sollten jedoch zusätzlich einige Aspekte bedacht werden. Der Bericht ist am Ende nur hilfreich, wenn er lückenlos den Unfallhergang erklärt. Auch eine Unfallskizze spielt dabei eine wichtige Rolle.
Selbstüberschätzung vermeiden
Vorausschauendes Fahren zielt auf Verkehrssicherheit ab. Gerade wenn Fahranfänger einige Wochen oder Monate auf der Straße unterwegs sind, schleicht sich (gefährliche) Routine ein. Ich habe das Auto doch gut unter Kontrolle. In der Praxis sieht die Situation anders aus. Fahranfänger, die bisher weder einen „Plattfuß“ noch Aquaplaning erlebt haben, gehen Risiken ein – wenn die Witterung unterschätzt wird.
Und gerade in den Wintermonaten kann es besonders gefährlich sein. Tagsüber scheint die Sonne auf die Straße, es taut. In den Abendstunden wird es frostig – es bildet sich Eis. Wer noch keinen Winter als Autofahrer erlebt hat, droht sich selbst zu überschätzen. Die Folgen sind leicht zu erkennen: Anfänger landen im Graben oder das Auto nach einer Schlitterfahrt am Baum.
Ablenkungen am Steuer vermeiden
Ein Thema ist und bleibt die Ablenkung am Steuer. In der Praxis betrifft dies nicht nur Fahranfänger – auch erfahrene Halter sind davon betroffen. Was kann Autofahrer ablenken? Zu den klassischen Beispielen gehört das Handy. Telefonieren oder das Tippen von Nachrichten lenken in einer Form ab, die zu Unfällen führen kann.
Aber: Smartphones sind heute nicht einfach nur zum Telefonieren da. Viele (besonders junge) Fahrer nutzen die Geräte mittlerweile als Hilfe beim Navigieren oder als Entertainment-Center. Eine neue Route eingeben oder nach der Playlist suchen lenken in gleicher Weise ab, wie das Telefonieren. Achtung: Auch wenn die Bedienung des Handys mit einer Freisprech-Anlage offiziell erlaubt ist, lenkt das Smartphone trotzdem ab.
Ablenkung durch Mitfahrer
Smartphones oder Tablets lenken ab. Mitfahrer können aber nicht weniger dramatische Auswirkungen haben. Fahranfänger sind stolz auf den Führerschein – und daher an Wochenenden oft Fahrer, wenn es zu Partys geht. Schon im Auto ist die Stimmung ausgelassen, es wird sich auf die Party gefreut.
Und auf dem Heimweg sind einige der Mitfahrer alkoholisiert. Das Problem: Ausgelassenheit in Kombination mit schlechten Sichtverhältnissen und der Witterung können zu einem Unfall führen. Leider tauchen schwere (sprich) tödliche Unfälle oder Unglücke mit Schwerstverletzten nach jedem Partywochenende in den Unfallberichten der Polizei auf.
Kippe, Lippenstift und Co.
Die Ablenkung durch Handy und Mitfahrer sind zwei typische Situationen, welche die Aufmerksamkeit junger Autofahrer beeinflussen. Es gibt viele weitere Momente, in denen an vorausschauendes Fahren nicht gedacht wird – wie das Anzünden einer Zigarette oder das Mitsingen der Hits aus dem Radio.
Was lenkt im Auto ab – ein kurzer Überblick:
- Handy/SMS
- Bedienung Navi
- Essen/Trinken
- Mitfahrer
Eine Ablenkung ist bisher noch nicht zur Sprache gekommen. Es passiert immer wieder, dass etwas in den Fußraum fällt. Wer als Fahranfänger danach kramt, ist ganz sicher nicht mehr 100 Prozent bei der Sache.
Fazit: Fahranfänger sollten sich nicht ablenken lassen
In Deutschland darf mit 18 Jahren – nach bestandener Führerscheinprüfung – selbständig Auto gefahren werden. Allerdings gibt es den „Lappen“ erstmal nur auf Probe. Wer sich im Auto ablenken lässt und dann gegen die StVO verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen. Und diese haben es in sich. Nachschulen sind eine leichtere Form der Sanktion. In schwierigen Fällen ist der mühsam erarbeitete Führschein kurzerhand wieder weg. Eine Situation, in der sich wahrscheinlich kaum ein Fahranfänger wiederfinden will. Daher gilt: Vorausschauendes Fahren ist eine grundlegende Eigenschaft für unfallfreies Fahren. Und das Handy bleibt im Auto am besten in der Jacken- oder Handtasche – statt in der Mittelkonsole zu liegen.
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