Noch sind die Temperaturen zwar moderat, doch der Wintereinbruch wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Deshalb ist genau jetzt die richtige Zeit, um das eigene Auto fit für den Winter zu machen. Aber wie?
Gibt es in Deutschland eine Winterreifenpflicht?
Wenn es darum geht, das Auto für den Winter zu rüsten, denken viele Menschen in erster Linie an den Reifenwechsel. Natürlich sind Winterreifen essentiell in der kalten Jahreszeit, um die Sicherheit auch bei Glätte, Schnee und Eis zu gewährleisten. Eine Winterreifenpflicht wie beispielsweise in Österreich, wo zwischen dem 1. November und 15. April mit Winterreifen gefahren werden muss, gibt es in Deutschland allerdings nicht. In Österreich ist aber noch folgender Zusatz gültig: Die Pflicht gilt nur bei „winterlichen Verhältnissen“. Ähnlich sieht die Regelung hierzulande aus: In der Bundesrepublik gilt somit eine Winterreifenpflicht für Fahrten bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte“. Ein Datum ist hingegen nicht definiert. Viele Menschen erachten diese Regelung als unzureichend, denn genau genommen ist somit das ganzjährige Fahren mit Sommerreifen zulässig, wenn das Auto eben bei Schnee, Glätte & Co nicht bewegt wird.
Was die einen bemängeln, wird von anderen gelobt: Diese Definition ermöglicht, zwei PKW zu besitzen, ohne dass für das „Sommerfahrzeug“ ebenfalls Winterreifen gekauft und aufgezogen werden müssen. Zudem kann bei guten Wetterverhältnissen möglichst lange im Herbst beziehungsweise früh nach dem Winter mit Sommerreifen gefahren werden. Dies mindert den Spritverbrauch aufgrund des geringeren Rollwiderstands. Der Umwelt kommt das zugute und ebenso den Geldbeuteln der Autobesitzer. Dennoch sollte hier nicht an der falschen Stelle gespart werden. Wer nämlich mit ungeeigneten Reifen unterwegs ist, riskiert sein eigenes Leben sowie jenes der anderen Verkehrsteilnehmer.
Ab wann ist der Wechsel zu Winterreifen sinnvoll?
Wer also mit dem Reifenwechsel bis zum ersten Schnee wartet, hat den richtigen Zeitpunkt für das Aufziehen der Winterreifen verpasst. Wieso? Weil dann mit den Sommerreifen nicht einmal mehr zur Werkstatt gefahren werden darf. Auch wer die Reifen vor der Haustür selbst wechselt, geht bei niedrigen Temperaturen, beispielsweise in der Nacht, ein hohes Risiko ein. Glätte kommt oft vor dem ersten Schnee und dafür reicht bereits ein bisschen Restfeuchtigkeit auf den Straßen aus. Zudem könnte der erste Schnee fallen, während ihr beispielsweise bei der Arbeit seid. Wie kommt ihr anschließend nach Hause? Das Auto kann wohl kaum auf einem öffentlichen Parkplatz überwintern.
Auch, wenn die gesetzliche Regelung also Winterreifen erst ab Eis, Schnee oder Glätte vorschreibt, solltet ihr rechtzeitig den Reifenwechsel vornehmen. Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, hängt auch stark vom eigenen Wohnort ab. Erfahrungsgemäß wird es in einigen Regionen kälter und es fällt früher Schnee. In anderen Gefilden herrscht hingegen ein milderes Klima, sodass Winterreifen vielleicht überhaupt nicht notwendig sind. Wer hingegen im Oktober einen Ski- oder Wanderurlaub in den Alpen plant, muss rechtzeitig auf die passenden Reifen umrüsten. Als Faustregel galt lange Zeit: Sobald die Temperaturen erstmalig unter sieben Grad fallen, sind die Winterreifen an der Reihe. Zwar ist dieser Merksatz umstritten, er kann aber zumindest als Anhaltspunkt für alle Ratlosen dienen. Andere Menschen sprechen vom Zeitraum „O bis O“, also „Oktober bis Ostern“. Wer ganz auf Nummer sichergehen will, der setzt einfach auf Ganzjahresreifen, oder?
Was ist mit Allwetterreifen?
Jein! Ganzjahresreifen beziehungsweise Allwetterreifen sind in Deutschland zwar nach wie vor zulässig, allerdings wurden die entsprechenden Regelungen seit Januar 2018 verschärft. Es reicht seither nicht mehr aus, dass auf dem Reifen eine Kennzeichnung mit „M+S“ zu finden ist. Stattdessen müssen sie über das „Alpine-Symbol“ verfügen. Selbiges gilt übrigens für handelsübliche Winterreifen. Das „Alpine-Symbol“ zeigt ein dreigezacktes Bergpiktogramm mit Schneeflocke. Jedoch gibt es eine Schonfrist bis zum 30. September 2024, sodass „M+S“-Reifen bis dahin noch genutzt werden dürfen. Für Regionen mit milderem Klima können solche Allwetterreifen tatsächlich eine aufwand- und kostensparende Lösung darstellen. Wer jedoch tatsächlich durch Schnee, Eis & Co fahren muss, geht mit Ganzjahresreifen ein Risiko ein. Denn, wie so oft im Leben, stellen sie eben nur einen Kompromiss und somit weder einen exzellenten Sommer- noch den besten Winterreifen dar.
Der Reifenwechsel ist erst der Anfang
Der Wechsel von Sommer- zu Winterreifen ist somit die erste und wichtigste Maßnahme, um das eigene Auto winterfit zu machen. Wer selbst nicht über ausreichend Erfahrung und die passende Ausrüstung verfügt, sollte den Reifenwechsel in einer Werkstatt durchführen lassen. Hier wird zugleich überprüft, ob die Profiltiefe der Reifen und der Luftdruck noch ausreicht. Obwohl gesetzlich nur 1,6 Millimeter als Untergrenze gelten, empfiehlt der ADAC übrigens mindestens vier, um ein Höchstmaß an Rutschfestigkeit zu gewährleisten. Wer nun denkt, mit dem Reifenwechsel sei das Auto vollständig winterfit, der hat sich aber mächtig getäuscht.
Um euer Fahrzeug und dessen Insassen sicher durch die kalte Jahreszeit zu bringen, sind noch weitere Maßnahmen notwendig. Dabei handelt es sich einerseits um das Auffüllen des Scheibenwischwassers mit einem entsprechenden Frostschutzmittel. Andererseits könnt ihr die Fußmatten durch spezielle Gummimatten austauschen und solltet unbedingt noch einmal das Erste-Hilfe-Set beziehungsweise den Verbandskasten auf Vollständigkeit zu überprüfen. Dieser besitzt übrigens auch ein Ablaufdatum und sollte daher regelmäßig ausgetauscht werden. Zudem ist es sinnvoll, ein paar dicke Decken in den Kofferraum zu legen, für den Fall einer Panne. Dann geht nämlich unter Umständen auch die Heizung nicht mehr und bis der Abschleppdienst oder Hilfe in einer anderen Art und Weise eintrifft, muss in der Kälte ausgeharrt werden.
Es lohnt sich der Blick unter die Motorhaube
Für solche Pannen ist nicht selten die Batterie verantwortlich. Wenn diese nämlich ohnehin beschädigt, alt oder aus anderen Gründen nicht mehr zu 100 Prozent funktionstüchtig ist, schwächelt sie besonders häufig und gerne bei kalten Temperaturen im Winter. Wenn ihr daher sowieso die Motorhaube öffnet, um hier das Scheibenwischwasser aufzufüllen, solltet ihr unbedingt auch einen Blick auf den Ölstand, das Kühlwasser sowie die Batterie werfen. Während erstere noch von Laien problemlos überprüft werden können, ist für die Batterie manchmal die Meinung eines Experten sinnvoll. Bringt ihr euer Auto also beispielsweise für den Reifenwechsel in die Werkstatt, könnt ihr diese Gelegenheit direkt nutzen, um auch die Batterie vom Fachmann überprüfen zu lassen. Muss die Autobatterie ausgewechselt werden, kann man diese, als Alternative zum Wertstoffhof, direkt über den Händler entsorgen lassen.
Den Lack pflegen: Schon vor dem Winter
Das Auto winterfit zu machen, bedeutet auch, den Lack richtig zu pflegen. Zwar handelt es sich hier nicht um einen Sicherheitsaspekt und somit um weniger wichtige Maßnahmen. Doch wer den Wert seines Autos erhalten und den Lack vor Beschädigungen, Kratzern & Co schützen möchte, kann dafür schon vor dem ersten Frost wichtige Maßnahmen ergreifen. Am besten fahrt ihr durch die Waschstraße, sodass sämtlicher Staub und Schmutz vom Lack entfernt wird. Nun könnt ihr ihn nämlich wachsen und somit in der kalten Jahreszeit vor Salzablagerungen schützen. Wer dazu selber keine Lust hat, kann in vielen Waschstraßen einen entsprechenden Service hinzubuchen. Das Wachsen geht dann schnell und vollautomatisch – häufig sogar gründlicher als auf eigene Faust. Zudem sollte mindestens einmal jährlich ein Unterbodenschutz aufgetragen werden. Auch das findet nach einer entsprechenden Unterbodenwäsche zur Vorbereitung in der Waschstraße statt und kostet meist nur wenige Euro Aufpreis.
Übrigens solltet ihr im Frühjahr daran denken, erneut eine Unterbodenwäsche durchführen zu lassen, um Salzablagerungen und andere ungeliebte Überbleibsel aus dem Winter zu entfernen. Ansonsten können diese langfristig zu Rost, Korrosion oder anderen Schäden führen. Zuletzt lohnt es sich, dass ihr euch eine entsprechende Checkliste anlegt und diese Jahr für Jahr abhakt. So vergesst ihr garantiert nichts Wichtiges, wenn ihr das Auto das nächste Mal winterfest machen müsst. In diesem Sinne: Eine gute und sichere Fahrt!
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