China lehrt deutschen Automobilherstellern das Fürchten in Sachen Elektromobilität.
Ein chinesischer Gesetzentwurf trägt eine entscheidende Rolle dazu bei, dass deutsche Hersteller schnell in die Gänge kommen müssen. Dauer-Smog in Chinas Metropolen hat die Regierung zu einem radikalen Umdenken in Sachen Umweltschutz veranlasst. Ein Gesetzentwurf zur Elektroauto-Quote wurde verabschiedet und sollte bereits ab 2018 greifen. Der Entwurf beinhaltet ein Punktesystem mit einer verpflichtenden Absatzquote von 8 % im ersten Jahr, 10% und 12% in den beiden Folgejahren. Bei Nicht-Einhalten drohen hohe Strafzahlungen. Im Gegenzug investiert die chinesische Regierung enorme Summen in den Ausbau der Infrastruktur mit Ladesäulen.
Für chinesische, vor allem aber auch für deutsche Hersteller ist der Gesetzentwurf eine enorme Herausforderung und sie appellieren um einen Aufschub für mindestens ein weiteres Jahr. Bei einem Gesamtabsatz von knapp 24 Millionen PKW ist China der wichtigste Markt für Deutschland. Fast jedes fünfte chinesische Fahrzeug kommt derzeit aus Deutschland. Obwohl sich die Zahlen der angemeldeten Elektrofahrzeuge in China im letzten Jahr allein verdreifachten, ist es fraglich, ob die Quote erreicht werden kann. Technik, Reichweite und Preis der E-Autos sind nach wie vor nicht ausgereift und überzeugend.
Elektroauto Hersteller in China
Ein weiterer Faktor lässt die etablierten deutschen Hersteller zittern. Milliarden schwere globale Start-ups starten mit einem wahnsinnigen Know-how durch. Branchen-Newcomer wie Nio, Faraday Future, Lucid Motors, WM Motors (steht für "Weltmeister"), erschienen in den letzten Jahren wie aus dem Nichts auf der Bildfläche. Das Modell Nio EP9 ging vor kurzem erst durch die Medien als erstes Elektroauto, das den Rundenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife knackte. Diese Erfolge kommen nicht von ungefähr. Hinter den Start-ups stecken milliardenschwere, oft chinesische Investoren, die sich überall rund um den Globus die besten Mitarbeiter herauspicken und das gesammelte Know-how bündeln.
Der Hersteller Nio beschäftigte bereits vor seiner Rekordfahrt rund 2000 Mitarbeiter, darunter die klügsten Köpfe aus der Branche. Die Software wird in Silicon Valley von rund 300 Mitarbeitern entwickelt, das Design entspringt den Federn von 100 Mitarbeitern in München, allem voran der ehemalige BMW-Mitarbeiter und Chefdesigner Kris Thomasson. Weitere Büros befinden sich unter anderem in London und Shanghai.
Der Trendmarkt zum Thema Elektromobilität liegt derzeit ganz klar in China. Viele neue Hersteller drängen auf die Märkte und planen ihren europaweiten Vertrieb schon ab 2019-2020. Während die Technik bei Verbrennungsmotoren klar unterlegen war, befindet sich die Elektrotechnik etwa auf Augenhöhe. Die deutsche Automobilindustrie und ihre Zulieferer dürfen sich also warm anziehen und wir können gespannt sein, wie die Karten neu gemischt werden, welche Hersteller sich etablieren und welche wieder von der Bildfläche verschwinden.
Quellenangaben / Weiterführende Links
- https://stock.adobe.com/de/images/electric-car-charging/79753939
- http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroauto-quote-china-schockt-bmw-mercedes-und-vw-a-1152982.html
- http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/elektroauto-studie-china-faehrt-voran/12885262-2.html
- http://www.spiegel.de/auto/aktuell/auto-shanghai-2017-elektroautos-chinas-erfolgsstrategie-a-1144511.html
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